Lehen der Staufer

Gozpert de Halensteine hatte das Lehen Heidenheim vom Markgrafen Diepold III. erhalten und durch Heirat noch um die Güter Herbrechtingen, Bolheim und Nattheim vergrößert. Die Tochter Diepolds III., Adela von Vohburg, heiratete 1147 Herzog Friedrich III. von Schwaben, den späteren Kaiser Friedrich I. Barbarossa, und brachte als reiche Mitgift die Güter im unteren Brenztal sowie die landesherrlichen Rechte an Burg Hellenstein und einem Teil von Heidenheim mit in die Ehe ein. Dadurch wurde der Sohn von Gozpert de Halensteine ein Lehensmann der Staufer.
Der Enkel Gozperts, Degenhard von Hellenstein, baute die Burg in der teilweise bis heute erhaltenen Form aus, was ihm den Ruf eintrug, der eigentliche Gründer von Hellenstein zu sein. Degenhard von Hellenstein ging am Hofe Barbarossas ein und aus und wurde vom Stauferkaiser so geschätzt, dass er ihn zum „Prokurator über alle königlichen Güter in Schwaben“ ernannte. Als Degenhard von Hellenstein ohne männlichen
Erben verstarb, gelangten Burg und Herrschaft Hellenstein 1183 an seinen Schwiegersohn Ulrich I. von Gundelfingen.


Rettung des Fruchtkastens

Der Weg durch das Südportal führt direkt zum riesigen Fruchtkasten, der die Schloss­ansicht von der Stadt her entscheidend prägt. In dem 1470/71 erbauten, dreigeschossigen Gebäude, das durch wuchtige Eichenpfosten in zwei Schiffe unterteilt ist, lagerte man die Naturalabgaben der Heidenheimer Untertanen, vorwiegend Getreide. 1857 drohte ein Verkauf des Fruchtkas­tens, gegen den sich die Heidenheimer Bürger und besonders der 1842 gegründete Verschönerungsverein der Stadt jedoch wehrten. Von 1982 bis 1986 sanierte die Stadt Heidenheim den Fruchtkasten mit einem Kostenaufwand von 4,6 Millionen DM, von dem die Hälfte das Land Baden-Württemberg bereitstellte, und eröffnete darin das inzwischen preisgekrönte „Museum für Kutschen Chaisen Karren“, das einen Überblick über die Fahrzeugtypen und die Verkehrsentwicklung vom
18. Jahrhundert bis in die Gegenwart bietet.
Oberhalb des Fruchtkastens geht es zum Brunnengärtle mit seinem 78 m tiefen „Kindlesbrunnen”, der so heißt, weil die Heidenheimer Babys nicht vom Storch gebracht, sondern – so die Mär – hier herausgeholt werden. Der Brunnen wurde zwischen 1666 und 1670 durch Bergknappen des Königsbronner Eisenwerks gegraben. Die Wasserversorgung musste damals neu gesichert werden, weil die ursprüngliche Leitung von der Brunnenmühlenquelle her bis in den Rittersaal, eine „einzigartige Wasserkunst” des „schwäbischen Leonardo” Heinrich Schickhardt (1558-1635), im Dreißigjährigen Krieg zerstört worden war.


Wiederaufbau nach dem Brand

Hinter dem Brunnengarten ragt die Ruine des „oberen Schlosses“ in den Himmel. Der „Rittersaal“ mit seinen hohen Mauern und Renaissance-Fenstern dient seit 1969 alljährlich im Juli als romantische Kulisse für die Inszenierungen der Opernfestspiele. E 41
Die Bausubstanz stammt aus dem 11./12. Jahrhundert, die heute noch erkennbare Form dürfte jedoch jüngeren Datums sein. Denn 1530 brannte Burg Hellenstein bis auf die Grundmauern nieder. Herzog Ulrich I. ließ die Burg durch Baumeister Joachim Maier zwar wieder aufbauen (1537-1544), doch bald verlor sie an Bedeutung.
Erst Herzog Friedrich I. von Württemberg verlieh ihr neuen Glanz. Er beauftragte seinen bereits erwähnten Hofbaumeister Heinrich Schickhardt mit dem grundlegenden Um- und Ausbau Hellensteins zum repräsentativen Schloss mit Festungswerken. Nach dessen Plänen entstanden unter Baumeister Elias Gunzenhäuser zwischen 1595 und 1611 anstelle der ehemaligen Vorburg ein imposantes Nordportal mit flankierenden Geschütztürmen, das große Bollwerk, der lang gestreckte Ostflügel mit Burg- und Obervogtei sowie die Schlosskirche, die der bekannte „Kalkschneider“ Gerhard Schmidt aus Rotenburg/Wümme ausstattete. Von seiner hochkünstlerischen Arbeit sind nur noch drei Stuckreliefs an der Empore erhalten.


Gründung der Museen

Im Juni 1901 erreichte der durch Eugen Gaus gegründete Heimat- und Altertumsverein Heidenheim, dass die Schlosskirche für ein Heimatmuseum freigegeben wurde. Schon im Oktober konnte hier erstmals die Sammlung heimatkundlicher und kulturhistorischer Gegenstände besichtigt werden, die Eugen Gaus später mit vielen eigenen Ausgrabungen bereicherte.
Im Osten der Schlosskirche schließen die Obervogtei mit Zeughaus und herzoglichem Leibstall, die Burgvogtei mit dem Marstall sowie der Altanenbau an. Diese Gebäude dienten früher als Verwaltungssitz und Unterkunft für die Angehörigen des Württembergischen Hauses. Bis 1900 nutzte man die Gebäude einschließlich des Fruchtkastens als Kaserne, Lazarett, Gefängnis, Webschule oder Turnhalle. Als Alfred Meebold seine „Indische Sammlung“ stiftete, erfolgte ab 1907 eine räumliche Erweiterung. Zwischen 1956 und 1960 wurde das Museum in drei Etappen neu gestaltet, und anlässlich seines 75-jährigen Jubiläums investierte der Heimat- und Altertumsverein nochmals erhebliche Mittel.
1987 wurde der einstige Marstall im Erdgeschoss der Burgvogtei restauriert. Der dreischiffige Raum mit Kreuzgratgewölbe und acht toskanischen Säulen ist seitdem ein stilvoller Rahmen für kulturelle Veranstaltungen und Trauungen.